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SCHOTTER.KISTEN

Ertragreiches über Weine als Investment

Schotter.Kisten

Ich fand ja schon immer, dass Dagobert Duck eine coole Socke ist, also Gamasche, denn auf den Dingern ist er nun mal den Klondike entlang zum Schürfen seiner ersten Million und später durch die Metropol-Region Entenhausen gewatschelt. Allerdings hat mir nicht jede seiner Eigenschaften gut gefallen. Er hätte seinem trotteligen Neffen Donald und seinen großneffigen Bürzelfrettchen Tick, Trick und Track schon mal was von seiner ganzen Knete abgeben können. Hat er aber nicht, der Geizkragen! Doch Dagobert war und ist eben ein authentischer Charakter und das hat mich als Junior schon beeindruckt. Das war schließlich nicht bei allen Prominenten meiner Kindheit und Jugend so. Schlimm traumatisiert hat mich der vermeintliche Professor im weißen Kittel in der Nutella-Werbung der 80er Jahre, der überzeugend verkündete: „Nutella hat nämlich summa summarum viel Eiweiß, Kalzium und Eisen… das sind unentbehrliche Lebensbausteine, sie machen Nutella so wertvoll.“. Als ich diese Aussage dann mit einem „Wickie hat eine Idee“-Finger-unter-der-Nase-Reiben höchst selbst überprüft habe, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass Nutella kein bisschen, nicht mal ein Gramm Summa Summarum enthält! Eine Welt stürzte für mich ein. Da gingen sie hin, die unentbehrlichen Lebensbausteine…
 Nie verstanden habe ich seinerzeit auch diese seltsame Palmolive-Werbung: Warum sollte eine Dame nach einer anstrengenden Shopping-Tour ein „Maggi-Kochstudio für Spülmittel“ aufsuchen (und wo gibt bzw. gab es diese überhaupt?), ihre Hand in ein gerade zufällig so herumstehendes Gefäß mit grünem Glibber tauchen und sich dann von einer Spülmittelstudiofachverkäuferin namens Tilly mit einem „Sie baden gerade ihre Hände drin.“ belehren lassen? Ich habe bis heute keine Antwort darauf gefunden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls habe ich Dagobert immer bewundert, wenn er sich, sein Federkleid in einen furchtbar hässlichen, aber Erpel-gerechten Badeanzug gewandet, von einem Sprungbrett in die Geldfluten seines Geldspeichers stürzte und die Freuden eines ausgiebigen Monetenbades genoss. Als meine Weinleidenschaft zunehmend und persönlichkeitsverändernd Besitz von mir ergriffen hat, stellte ich mir gelegentlich vor, wie ich dagobertesk in meinen gigantischen Weinkeller springe und beseelt durch meine vinophilen Pretiosen kraule. Gut, das mit den zig Fantastilliarden hat irgendwie nicht geklappt. Lag vermutlich an meiner grundsätzlichen Talentfreiheit. Vielleicht auch daran, dass ich nie im Yukon Gold gesucht habe. Oder daran, dass ich kein Enterich bin. Jedenfalls ist mein Weinkeller bescheidener geblieben und ich kann auch nicht hindurchschwimmen. Dennoch finde ich meinen Weinkeller irgendwie attraktiv. Vielleicht sollte ich ihm daher einen entsprechenden Namen geben. „Tinder-Planschbecken“ oder so…

Aber genug davon, eigentlich hat mich Dagobert ja zu der Frage geführt, ob man mit Wein auch reich werden kann, oder, nachdem man auf andere Art und Weise reich geworden ist, durch die Anschaffung und den anschließende Genuss von erlesenen Weinen zwangsläufig wieder verarmt. Kosten Kisten mit Wein nur Schotter oder können sie auch welchen einbringen? In der Tat eine spannende Frage, sodass wir ihr ein wenig auf den Grund gehen wollen:

Wein als Wertanlage ist zwar schon seit geraumer Zeit ein Thema für Investoren, doch seit das Zinsniveau im Dauertief verharrt und die Aktienmärkte eine erhebliche Volatilität aufweisen, ist das Interesse an Sachwert-Anlagen wie Kunst, klassische Automobile, aber eben auch Wein nochmals deutlich gestiegen. Weiter befeuert wird diese Dynamik durch sagenhaft reiche Oligarchen oft chinesischer und russischer Provenienz, welche die Preise der renommierten großen Gewächse in bislang ungeahnte Höhen treiben. Im Oktober 2018 kulminierte diese Entwicklung, als zwei Flaschen Romanée-Conti des Jahrgangs 1945 aus der gleichnamigen Domaine im Burgund für 558.000,- und 496.000,- US-$ bei Sotheby’s versteigert wurden. Ähm, ja, ganz richtig, zwei Flaschen Spätburgunder für eine Million Dollar. Warum denn auch nicht? Schließlich haben schon viel früher Deutsche Bank-Vorstände 50 Millionen Mark in „Peanuts“ investiert…

Derartige Exzesse sind sicher jenseits von Gut und Böse, aber auch in diesem Fall greifen die Marktmechanismen: Die Preise sind das Ergebnis von gesteigerter Nachfrage bei knappem Angebot. In den gefragten Regionen und auf den berühmten Weingütern kann aufgrund ihrer begrenzten Flächen nun mal nicht mehr Wein erzeugt werden. Daher gibt es gute Gründe, über eine Investition in Wein nachzudenken: Hochwertige Weine sind rar und werden tendenziell immer seltener – mit jeder geöffneten Flasche eines Jahrgangs eines renommierten Weins verringert sich dessen Bestand. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach feinen Weinen weltweit kontinuierlich an. Von besagtem Romanée-Conti wurden im Jahr 1945 ganze 600 Flaschen erzeugt, was zu dessen Preisexplosion über 70 Jahre später wesentlich beigetragen haben dürfte. Zudem sind Sachwerte, zu denen auch Wein zählt, weitgehend losgekoppelt von den grundlegenden wirtschaftlichen Entwicklungen und weisen darüber hinaus im Vergleich zu alternativen Asset-Klassen wie bspw. Aktien eine deutlich geringere Volatilität auf.

Wein-Investments lassen sich entweder über eigene Käufe und Verkäufe oder über Finanzprodukte darstellen.

Eigener Kauf und Verkauf von Weinen

Qualität und auch eine gewisse Exklusivität sind wichtige Kriterien bei der Investition in Weine. Vor allem Spitzenweine mit exzellenter Reputation legen im Laufe der Zeit an Wert zu. Die „Bluechips“ der Weinwelt stammen vor allem aus Bordeaux und dem Burgund. Deren Preisentwicklung kann man in einem weltweiten Index, dem Liv-Ex Index (London International Vintage Exchange), in der Liste der 100 Top-Weine sowie der Liv-ex Fine Wine 50 Liste verfolgen. Einen Hinweis auf zu erwartende Erlöse bieten zum Beispiel Web-Seiten wie wine-stocks.de.

Für die Preisbildung sind in erster Linie die Qualitätseinschätzungen angesehener Kritiker (v.a. von Robert Parker / Wine Advocate und Wine Spectator) von Bedeutung. Deren Beurteilungen können den Marktwert eines Weines entscheidend beeinflussen.

Für die Qualität der Weine ist der Jahrgang von noch größerer Bedeutung als das Renommee des Weinguts. Wer hier einen guten Riecher beweist und frühzeitig, z.B. per Subskription investiert, profitiert zunächst von relativ niedrigen Preisen. Wenn sich der Jahrgang in der späteren Bewertung dann als besonders gut herausstellt, kann der Wert der Weine innerhalb kurzer Zeit enorm steigen. Der Kauf der Weine per Subskription, also sozusagen „blind“, ist zwar günstiger, birgt aber eben auch das Risiko, dass sich der Jahrgang kurz darauf als nicht so gut erweist und die Chancen Gewinne zu realisieren, dementsprechend geringer ausfallen. Sobald jedoch hohe Punktzahlen von den international renommierten Kritikern vergeben werden, steigen die Preise nicht selten in kurzer Zeit sehr kräftig an.

Der einwandfreie Zustand der Weine ist von überragender Bedeutung für den Erfolg eines Wein-Investments. Zu achten ist auf optimale Transport- und vor allem Lagerungsbedingungen der Flaschen. Weine sollten in einem kühlen bzw. klimatisierten Lager deponiert werden. Beim Kauf von älteren Weinen sollte die Historie der Flasche möglichst lückenlos dokumentiert und nachvollziehbar sein.

Einen wesentlichen Sekundärmarkt für Weine bieten Auktionshäuser. Neben den bekannten und wichtigsten wie Christie’s und Sotheby’s gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Häuser, die seriöse Wein-Auktionen veranstalten. In Deutschland sollten hier Koppe & Partner sowie Munich Wine Company erwähnt werden. Einen guten Überblick bietet die Seite weinimwww.de/auktionen.htm.

Bei einer Er- oder Versteigerung sind allerdings die damit verbundenen Kosten zu berücksichtigen. Üblich sind eine Lotgebühr, die je nach Auktionshaus und Auktionsart unterschiedlich ist, eine Provisionsgebühr vom Verkaufserlös sowie Kosten für den Transport der Weine und eine Versicherungsgebühr, die sich nach dem Wert der eingereichten Weine richtet. Wer sich also mit dem Gedanken trägt, einen Wein aus dem Supermarktregal für „Dreifuffzich“ versteigern zu lassen, sollte davon eher Abstand nehmen und ihn eher „als ein besonderes Geschenk für liebe Freunde“ verwenden.

Wein-Investments über Finanzprodukte

Wer Weine zum Zwecke der Kapitalanlage nicht selbst kaufen und ggf. wieder verkaufen möchte, kann den Kauf von Aktien von Weingütern oder von in der Weinbranche tätigen, börsengehandelten Unternehmen in Betracht ziehen. Wer nicht in Einzelaktien investieren möchte, für den könnte auch ein Zertifikat interessant sein (ein Beispiel ist das „RCB Wein-Basket open end“).

Eine interessante Alternative mit größerer Risikostreuung bieten spezialisierte Wein-Fonds. Diese investieren je nach Ausgestaltung in Weingüter, in Weinberge, eine Auswahl an Spitzenweinen oder spezialisieren sich auf Weinsorten. Beispiele sind u.a. Vini Sileo Vineyard Fund (Weingüter in Italien, Frankreich, Portugal), Wine Source Fund (internationale Spitzenweine und Weingüter) oder Sommelier Capital Advisors Hedge Fund. Für die Anlage in einen Weinfonds gibt es verschiedene Kriterien wie Mindestanlagen, die je nach Fonds unterschiedlich ausgestaltet sind.

Bemerkenswert ist noch die Idee einiger deutscher Weingüter, die in den vergangenen Jahren sogenannte „Wein-Genussscheine“ herausgaben. Durch den Erwerb eines solchen Scheins leihen die Anleger dem ausstellenden Weingut Geld, welches sie in Form von Naturalzinsen zurückerhalten. Unter „Naturalzins“ versteht man hierbei eine Gewinnausschüttung in besonders liquider Form: in Form von Weinflaschen. Doch Finanzexperten sind sich einig, dass bei dieser Geldanlage vielmehr der Genuss des Weines sowie Marketing-Gesichtspunkte der Weingüter im Vordergrund steht.

Wein kann somit auch eine Kapitalanlage darstellen. Wie bei anderen Vermögenswerten sind aber auch bei Wein Risiken und Preisschwankungen einzukalkulieren, sodass einerseits Geduld durch einen zumindest mittelfristigen Anlagehorizont, andererseits auch Diversifikation gefragt ist: Man sollte niemals alles auf eine Weinkarte setzen. Wem das alles nicht geheuer ist, sollte doch eher auf vertrautere Anlageformen zurückgreifen und Wein als Genussmittel verstehen. Beides ist prima, denn so oder so gilt:

“Wine, because no great story started with someone eating a salad.”